Gestern früh legten mehrere Kurzschlüsse in Oberleitungen den Zugverkehr in und um Hannover für eineinhalb Stunden lahm. Und als ich die Meldung nach dem Aufstehen im Radio hörte, filterte mein noch etwas müdes Hirn erstmal nur die Nachricht „Kurzschlüsse in Hannover“ heraus. Und ich dachte mir auf dem Weg zur Kaffeemaschine: „Kurzschlüsse in Hannover? – Kein Wunder in diesen Tagen…“

Denn gerade noch empfing der niedersächsische Noch-Ministerpräsident Christian Wulff am Sonntag die 19jährige Hannoveranerin Lena Meyer-Landrut auf dem Flughafen in Hannover, weil sie souverän das erste Mal nach 28 Jahren den Eurovision Song Contest (Grand Prix) für Deutschland gewann. Und nur einen Tag später bringt der überraschende Rücktritt Horst Köhlers von seinem Amt als Bundespräsident drei Personen aus Parteipolitik und Kirche als Amtsnachfolger ins Gespräch, deren Prominenz ohne die niedersächsische Landeshauptstadt wohl so nicht denkbar wäre: die Margot Käßmann, die Ursula von der Leyen und den besagten Christian Wulff. Und Letzterer wurde heute prompt offiziell von der Bundesregierungskoalition als nächster Bundespräsident vorgeschlagen.

Von Popgeschäft bis Parteipolitik: an Hannover kommt in diesen Tagen wohl niemand so richtig vorbei. Christian Wulff zieht wahrscheinlich ins Schloss Bellevue ein. Lena Meyer-Landrut soll, so wünschen sich manche, auch im nächsten Jahr wieder Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. Und nicht nur wer gestern früh das Pech hatte, in oder um Hannover mit dem Zug unterwegs zu sein, wird noch länger ein Lied singen können von Kurzschlüssen made in Hannover.